Mehrfamilienhaus finanzieren mit Hebel

Mehrfamilienhaus finanzieren mit Hebel

Mehrfamilienhaus finanzieren mit wenig Eigenkapital – kontrovers diskutiert

Viel und günstiges Fremdkapital für Ihre Mehrfamilienhaus-Finanzierung kann erhebliche Überschüsse erwirtschaften. Diese Situation entsteht, wenn das Objekt eine höhere Verzinsung abwirft, als die Finanzierungkostet. Je weniger Eigenkapital, desto höher die sogenannte Hebelwirkung. Dieser Hebelschlägt mit voller Kraft leider auch in die andere Richtung aus. Ist der Fremdkapitalzinshöher als das Zinshaus Erträge erwirtschaftet, ist die Lage extrem gefährlich. Die anliegende Grafik zeigt beide Varianten:

Die Höhe des Eigenkapitals hat einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit eines Neubauprojektes.

Die Bank senkt ihr Risiko, indem sie ein ausreichendes Maß an Eigenkapital verlangt. Dies ist auch für Sie als Investor sinnvoll, da der Bau eines Zinshauses mit höheren Risiken behaftet ist als der Kauf einer vermieteten Bestandsimmobilie. Für dieses Risiko wird er mit einer höheren Rendite belohnt – wir empfehlen 5 % für die Kalkulation Ihres Projektes (siehe Objektverzinsung in der Grafik).

Finanzierung mit Hebelwirkung: Eigenkapital 20 %, Objektverzinsung 5 %

Grundsätzlich sollten zumindest die Erwerbsnebenkosten (Notar, Grunderwerbsteuer und ggf. Makler) aus eigenen Mitteln bestritten werden. Wenn dann der Rest des Kaufpreises finanziert werden soll, spricht man von einer 100 %-Finanzierung. Eine Bank prüft, inwieweit ihr Beleihungswert (also bis zu welchem Wert sie diese Immobilie beleihen würde) zu dem Objektwert passt. Dieser ergibt sich bei Zinshäusern maßgeblich aus der erwarteten Jahreskaltmiete multipliziert mit einem bankspezifischen Faktor (in der Regel nicht höher als 20-fach). Der Beleihungsauslauf ist eine Prozentzahl, die das Verhältnis zwischen Ihrem Darlehen und dem Beleihungswert Ihres Objekts wiedergibt. Je höher der Beleihungsauslauf, umso größer ist das Risiko der Bank und umso mehr wird sie sich dieses Risiko in Form von höheren Zinsen vergüten lassen.

Eigenkapital-Tipp von Matthias Hamann:

Um den Beleihungsauslauf zu reduzieren und bessere Zinsen zu erzielen, macht esSinn, zusätzliches Eigenkapital zu investieren. Optimal sind ca. 30 %, wobei das Grundstück von einigen Banken angerechnet wird. In fast allen mir bekannten Fällen aus den letzten Jahren lagen substanzielle Geldbeträge auf nur sehr marginal verzinsten Tagesgeldern oder Sparbüchern, sodass das Einbringen dieser Gelder in die Finanzierung in doppelter Hinsicht lukrativ für den Käufer war: Er konnte dadurch nicht nur den Beleihungsauslauf und somit die Zinsen senken, sondern auch seine Eigenkapitalrendite steigern.

Matthias Hamann

Sicherheiten ersetzen Eigenkapital

Die Stellung von Eigenkapital kann sowohl über real investiertes Geld aus Spareinlagen etc. erfolgen, als auch dass Vermögenswerte wie Depots, Lebensversicherungen etc. abgetreten werden können. «Sogar einen wertvollen Oldtimer hat mal eine unserer kooperierenden Banken als Sicherheit durch Hinterlegung des Kfz-Briefs akzeptiert.»

Eigenkapital aus freiem Grundvermögen

Eine weitere Möglichkeit, den Einsatz von Eigenkapital zu ersetzen, bietet sogenanntes freies Grundvermögen: Sollte der Zinshaus-Interessent bereits eine oder gar mehrere Immobilien besitzen, die schon ganz oder zumindest teilweise entschuldet ist/sind, dann besteht die Möglichkeit für die finanzierende Bank, in dem Grundbuch dieser Immobilie eine weitere Grundschuld einzutragen. Die Höhe des freien Grundvermögens bestimmt sich in der Regel aus der Differenz Immobilienwert minus Darlehen. Die Bank wird beim Wert noch ihre eigenen Abschläge für Beleihungsausläufe etc. anbringen. Da eine solche zusätzliche Grundschuld nachrangig eingetragen wird, also im Falle einer Verwertung der Immobilie erst nach dem erstrangigen Kredit bedient wird, ist es natürlich vorteilhafter, dieses Darlehen bei derselben Bank aufzunehmen, die auch erstrangig im Grundbuch steht. Ansonsten würde eine andere Bank wahrscheinlich etwas höhere Abschläge auf den Immobilienwert vornehmen, um genug Reserven zu behalten.

Mehrfamilienhaus-Finanzierung optimieren – Eigenkapital zurückholen

Ist das Zinshaus fertiggestellt und vermietet, entfällt das Erstellungs- und Vermietungsrisiko und die Eigenkapitalanforderung der Bank kann neu berechnet werden, sofern das Finanzierungskonzept dies berücksichtigt. Einige Anleger versuchen dann, einen Teil des Eigenkapitals wieder zurückzuholen und die Tilgung möglichst gering zuhalten. Die frei werdenden Mittel können so für das nächste Projekt eingesetzt werden.

Unsere Empfehlung, wie Sie Ihr Mehrfamilienhaus finanzieren und Eigenkapital sparen

Nicht bei allen Banken sind Zinshaus-Bauherren willkommen – insbesondere die Auswahl des richtigen Bankpartners ist daher ein entscheidendes Kriterium für das erfolgreiche Gelingen Ihres Projektes. Die Finanzierung eines Zinshauses ist ein komplexes Unterfangen. Sie merken das leider oft erst, wenn es zur Unterschrift kommen soll. Plötzlich werden Forderungen seitens der Bank gestellt, die Sie nicht erfüllen können. Nicht selten sind z.B. sehr hohe Eigenkapitalforderungen. Ein kompetenter Berater, der auch über die ganze Laufzeit Ihres Bauvorhabens Ihr Ansprechpartner bleibt, ist deshalb so wichtig wie ein erfahrener Lotse im Hafen.

Weitere Artikel zum Thema wirtschaftliches Mehrfamilienhaus:
  1. Mehrfamilienhaus Bauen – 7 Rendite-Fallen vermeiden
  2. Mehrfamilienhaus Baukostenrechner
  3. KfW Förderung Mehrfamilienhaus
Stefan Scholz, Architekt & Bauökonom, Stadtblick GmbH, Hamburg/Berlin

Willkommen im Zinshaus-Club!

Hier finden Sie Antworten auf Ihre ganz spezifischen Fragen zu Ihrem Mehrfamilienhaus-Neubau-Projekt. In Experten-Calls, Fachbeiträgen und der Community – Wir besprechen jeweils an den Herausforderungen der Mitglieder z.B. Baurecht, Baukosten und alle übrigen Bauherren-Themen im gemeinsamen monatlichen Zoom-Call. Lernen Sie Zinshaus-Bauherren aus Ihrer Region kennen und unterstützen Sie sich gegenseitig!

Post navigation