Was ist ein Mehrfamilienhaus

Was ist ein Mehrfamilienhaus? Definition, Merkmale, Grundriss

Das Mehrfamilienhaus ist die zweitbeliebteste Bauart nach dem Einfamilienhaus. Obwohl es auch als Mehrfamilienwohnhaus bezeichnet wird, existiert keine einheitliche juristische Definition für diese Bauform. Allerdings lässt es sich anhand bestimmter Merkmalen beschreiben. Welche Merkmale ein Mehrfamilienhaus ausmachen und wie der optimale Grundriss von den Merkmalen eines Mehrfamilienhauses abhängt, wird im folgenden Artikel bearbeitet.

Was ist ein Mehrfamilienhaus?

Ein Mehrfamilienhaus ist ein auf einem Grundstück gebautes Gebäude, welches aus mindestens drei Wohneinheiten besteht. Die Art der Ausführung des Gebäudes als Mehrfamilienhauses, hängt von den gewählten Merkmalen ab.

Mehrfamilienhaus Merkmale

Anhand folgender Merkmale lässt sich das Mehrfamilienhaus und der damit zusammenhängende Grundriss individuell gestalten. Somit können sie in unterschiedlichster Art und Form realisiert werden.

Anzahl der Wohneinheiten 

Ein Mehrfamilienhaus besteht aus mindestens drei abgeschlossenen Wohneinheiten. Besteht das Gebäude aus einer oder zwei Wohnungen, lässt sich dieses einem Ein- oder Zweifamilienhaus zuordnen. Die Anzahl der Wohnungen nach oben ist unbegrenzt, so können diese Häuser auch aus mehr als zehn Wohnungen bestehen.

Verteilung der Wohneinheiten

Im Regelfall sind die einzelnen abgeschlossenen Wohnungen auf mehrere Geschosse verteilt. Die Verteilung der Wohneinheiten hängt davon ab, wie viele Wohnungen man jeweils auf einem Geschoss haben möchte und davon, wie diese erschlossen werden sollen.

Nutzung der Mehrfamilienhäuser

Die Nutzung des Mehrfamilienhauses hängt von den Bewohnern ab. Grundsätzlich wird es von mehreren Wohnparteien zum Wohnen verwendet. Es kann aber auch aus gewerblich genutzten Einheiten bestehen, oder auch dem Investor auch als Wertanlage dienen, indem er einzelne Wohnparteien oder das ganze Mehrfamilienhaus an die Nutzer vermietet oder verkauft.

Zielgruppe

Die Bezeichnung „Mehrfamilienhaus“ bedeutet nicht, dass nur Familien in einem derartigen Gebäude wohnen. Ein Mehrfamilienhaus kann auch von Singles, dazu gehören auch Senioren und Studenten, bewohnt werden. Außerdem können diese Häuser aus gewerblich genutzten Einheiten bestehen.

Gebäudetypologien von Mehrfamilienhäusern

Durch die Vielfalt an möglichen Formen des Mehrfamilienhauses ist diese in ihrer Nutzung und Ausmaß nicht eindeutig einzugrenzen. Jedoch lassen sich folgende Gebäudetypologien dem Mehrfamilienhaus zuordnen:

  • Einfaches Mehrfamilienhaus: Ein einfaches Mehrfamilienhaus ist ein einzeln stehendes Gebäude mit mindestens drei Wohneinheiten. 
  • Größere Mehrfamilienhäuser: Größere Mehrfamilienhäuser gehören in den Geschosswohnungsbau, dabei befinden sich mehrere abgeschlossene Wohneinheiten auf einer Etage.
  • Reihenhaus: Betrachtet man die Häuser einer Häuserreihe als ein Ganzes, bilden diese ein Mehrfamilienhaus. Jedoch gelten die einzelnen Häuser als Einfamilienhaus.
  • Hochhaus: Ein Gebäude mit mehreren Wohneinheiten zählt ab einer Höhe von 22m als Hochhaus und gehört auch zu den Mehrfamilienhäusern.

Wohnungstypen von Mehrfamilienhäusern

Durch die unterschiedlichen Gebäudetypologien der Mehrfamilienhäuser lassen sich zahlreiche Wohnungstypen in einem Mehrfamilienhaus unterbringen. Folgende Wohnungstypen sind in einem Mehrfamilienhaus möglich:

  • Miet- und Eigentumswohnungen: Ein Mehrfamilienhaus kann aus Miet- und Eigentumswohnungen bestehen.
  • Einliegerwohnung: Einzelne Wohnabschnitte in einem Gebäude können vom Hauptbewohner vermietet und unabhängig bewohnt werden.
  • Clusterwohnungen: Eine Clusterwohnung besteht aus mehreren abgeschlossenen Wohnparteien, mit eigenem Bad und kleiner Teeküche, die mit einem zusätzlichen Gemeinschaftsraum und -Küche eine Wohneinheit bilden.
  • Penthouse: Ein Penthouse als eigene separate Wohnpartei, meist auf einem höheren Mehrfamilienhaus sitzend, bildet einen weiteren Bestandteil eines Mehrfamilienhauses.
  • Souterrain: Ein Souterrain ist eine sich in dem Erd- oder Kellergeschoss befindende Wohnung, die als eigene Wohnpartei mit eigenem Haushalt zu führen ist.

Bedingungen für einen optimalen Grundriss

Der optimale Grundriss ist individuell und von persönlichen Erwartungen und Wünschen abhängig. Um einen optimalen Grundriss entwerfen zu können, müssen bestimmte Bedingungen im Voraus festgelegt werden. Zu den Bedingungen gehören:

Beispiel Grundriss Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen pro Etage
Grundriss Mehrfamilienhaus mit Singles- und Familienwohnungen: MMST Architekten

Grundstück

Das Grundstück gibt vorab den Gestaltungsrahmen der Form des Gebäudes vor. Man muss planen, wie viel Platz das Gebäude und der zusammenhängende Garten in dem Grundstück einnehmen kann und soll. Dabei muss die Erschließung des Gebäudes und der einzelnen Wohnungen bedacht werden. Außerdem muss geprüft werden, ob genug Stellfläche auf dem Grundstück vorhanden ist oder ob eine Tiefgarage benötigt wird.

Richtlinien

Wie letztendlich das Mehrfamilienhaus gebaut werden darf, bestimmen Richtlinien, die sich ebenfalls auf den Grundriss auswirken. Diese Richtlinien sollten zu Beginn überprüft und das Gebäude entsprechend geplant werden. Dabei gibt der Bebauungsplan vor, wie und was von dem Grundstück bebaut werden darf.  Die Baunutzungsverordnung (BauNVO) gibt vor, wie das Grundstück genutzt werden darf. 

Anzahl der Wohnungen 

Zu Beginn der Planung sollte zunächst die gewünschte Anzahl der Wohnungen des Mehrfamilienhauses festgelegt werden. Dabei müssen es mehr als drei Wohnparteien sein, damit das Gebäude als Mehrfamilienhaus gilt. 

Stockwerke

Ist die Anzahl der Wohnungen abgemacht, wird im nächsten Schritt geplant, auf wie viele Stockwerke die Wohnungen im Mehrfamilienhaus verteilt werden sollen. Es besteht aus mindestens zwei Stockwerken, hat aber nach oben hin keine Grenzen.

Verteilung der Wohnungen

Zusammenhängend mit der Anzahl der Wohnungseinheiten ist die Verteilung der dieser auf die Geschosse. Es muss festgelegt werden, wie viele Wohnungen sich auf einer Ebene befinden sollen. Häufig werden in Mehrfamilienhäusern die einzelnen Wohnungen als Etagenwohnung auf einzelne Geschosse verteilt.

Erschließung

Die Anzahl der Wohnungen, deren Verteilung und die Stockwerkanzahl hängt von der Erschließung des Gebäudes und der einzelnen Wohnungen ab. Es muss geklärt werden, ob es ein gemeinschaftlich genutztes Treppenhaus gibt oder die Wohnungen separat erschlossen werden sollen. Einhergehend muss festgelegt werden, wie großzügig der Eingangs- und Treppenbereich sein soll und ob ein Aufzug benötigt wird.

Zielgruppe

Wenn das geplante Mehrfamilienhaus für eine Zielgruppe bestimmt wird, kann man der Grundriss entsprechend anpassen. In dem Fall, dass das Gebäude für mehrere Familien oder größere Gruppen gedacht ist, sollten die einzelnen Wohnungen großzügiger gestaltet werden. Wenn das Mehrfamilienhaus für Singles, in etwa Studenten oder Senioren, gedacht ist, sind kleinere Wohnungen geeignet. Auch eine Mischung aus unterschiedlich großen Wohnungen ist möglich und bietet Flexibilität. Ergänzend lassen sich auch gewerblich genutzte Einheiten in einem Mehrfamilienhaus unterbringen.

Durch die Vielfalt an Nutzmöglichkeiten und Flexibilität eines Mehrfamilienhauses, ist keine Zielgruppe im Voraus zu bestimmen.

Nutzung des Mehrfamilienhauses

Die vorgängig bestimmte Nutzung des Mehrfamilienhauses wirkt sich auf die Gestaltung des Grundrisses aus. Die Nutzung hängt vor allem von Zielgruppe und dem Wohnungstyp ab. So lässt sich eine Familie in einer großzügigen Wohneinheit unterbringen, wohingegen für Studenten eine Clusterwohnung mit mehreren Wohnparteien geeignet ist. Zudem kann sich der Grundriss einer gewerblichen genutzten Wohneinheit zu einer bewohnten Wohnung unterscheiden.

Die im Vorhinein festgelegte Nutzung des Mehrfamilienhauses kann jederzeit neu bestimmt werden. Durch einfache Baumaßnahmen passt sich der Grundriss des Mehrfamilienhauses der wandelnden Nutzung an und bietet eine Flexibilität an Nutzung, Zielgruppe und Wohnungstypen.

Gemeinschaftsflächen

Flächen, die gemeinschaftlich genutzt werden, sollten im Vorhinein klar definiert und mit Regeln bestimmt werden. Zu den gemeinschaftlich genutzten Flächen gehören neben dem Treppen- und Eingangsbereich zum Beispiel der Garten oder in einer Wohngemeinschaft mit verschiedenen Bewohnern Badezimmer, Küche und Wohnbereich

Form des Grundrisses

Die Grundform des Gebäudes und die daraus resultierende Form des Grundrisses ergibt sich durch vorher bestimmte Richtlinien, Zielgruppen, Anzahl der Wohnungen und dessen Verteilung sowie Nutzung. Sind die ersten Bedingungen abgestimmt, ist die Form des Grundrisses gegeben und kann im weiteren Schritt durch Gestaltungsmöglichkeiten ausgearbeitet werden.

Gestaltung des Grundrisses

Die Gestaltung des Grundrisses hängt von der Form des Grundrisses ab. Ändert man die Form des Grundrisses, so muss die Gestaltung, etwa die Raumaufteilung, entsprechend angepasst werden. Steht die Form des Grundrisses fest, kann die optimale Gestaltung des Grundrisses erfolgen. Folgende Gestaltungsmöglichkeiten beeinflussen die Gestaltung des Grundrisses:

Stil

Bindewörter einsetzen und nur Aktivsätze:
Die Wahl des Baustils kann den Entwurf des Gebäudes maßgeblich prägen. Ein modernes Mehrfamilienhaus überzeugt beispielsweise mit einem offenen Grundriss und symmetrischem Aufbau.

Raumaufteilung

Für eine optimale Raumaufteilung muss der zuvor geplante Grundriss stehen. Die Aufteilung der Räume hängt von der Positionierung des Badezimmers, der Küche und der Ausrichtung der Räume ab. Dabei sollte man auf die Schaffung von kurzen Wegen und lebenswerten Raum Wert legen.

Dachform

Die Dachform kann die Form des Grundrisses beeinflussen. So muss sich der Grundriss im Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses mit einem Pultdach an die Dachschrägen anpassen. Ein Flachdach hingegen bietet zusätzlich Raum für eine Dachterrasse.

Fassade

Die Fassadengestaltung hängt zum einen von der Bauweise und zum anderen von der Form des Gebäudes und dessen Grundrisses ab. Je nach Bauweise, wird das Mehrfamilienhaus als Massiv- oder Fertighaus realisiert. Dies beeinflusst die Fassadengestaltung hinsichtlich Ihrer Materialität und der Art von Fassadenöffnungen, etwa Fenster und Türen. Die Form des Gebäudes und die des Grundrisses bestimmt, wo und mit welchen Maßen sich die Fassadenöffnungen befinden.

Bauweise: Massiv- oder Fertighaus

Die Entscheidung, ob das Gebäude als Massiv- oder Fertighaus zu realisieren, beeinflusst nicht nur die Bauart, sondern auch die Bauzeit, die Statik und den damit verbundenen Grundriss. Ein Gebäude in Massivbauweise ist deutlich stabiler und besser gedämmt als ein Fertighaus. Ein Fertighaus hingegen ist schneller zu bauen und bietet besonders in der Fassade große Flexibilität. 

Förderungsmöglichkeiten für Mehrfamilienhäuser

Im Voraus sollte man prüfen, ob dazu bestimmte Förderungsmöglichkeiten bestehen. Darüber sollte man sich vor der Planung informieren und ggf. im Entwurf beachten.

Erkundigen Sie sich mehr über Bundesweite Förderungen in Deutschland.

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit

In der zeitgenössischen Planung sind Themen wie Energieeffizienz und Nachhaltigkeit von besonderer Relevanz. Daher sollten diese Aspekte in die Planung einfließen. Die Gebäudeversorgung orientiert sich an Nachhaltigkeitsprinzipien und fließt entsprechend in den Entwurf ein.

Der optimale Grundriss ist von vielen individuellen Bedingungen abhängig und in jedem Bauprojekt von persönlichen Erwartungen geprägt. Im ersten Schritt werden Richtlinien an das einzigartige Grundstück und Gebäude geprüft. Stehen die Bedingungen, wird die Anzahl der Wohnungen, die Verteilung dieser auf die bestimmte Geschossanzahl und deren Nutzung individuell festgelegt. Aus diesen Bestimmungen wird der Grundriss anhand persönlicher Anforderungen an Bauweise, Stil und Form gestaltet. Hinzu kommt, dass Förderungsmöglichkeiten und Nachhaltigkeit im Entwurf nach persönlichem Interesse berücksichtigen werden.

Hinweis: Ist ein Grundstück gegeben, prüfen Sie die Bedingungen und Richtlinien, die sich auf den Entwurf des Mehrfamilienhauses auswirken. Als Investor legen Sie die Nutzung und Zielgruppe fest. Darauffolgende Entscheidungen, wie Bauweise, Form und Gestaltung, können Sie mit Hilfe des Architekten erarbeiten. 

Verteilung der Mehrfamilienhäuser in Deutschland

Das Mehrfamilienhaus stellt mit 40 Prozent der Wohneinheiten deutschlandweit die zweithöchste Anzahl von Wohneinheiten dar. Zählt man Reihenhäuser, größere Mehrfamilienhäuser und Hochhäuser als Nebenkategorie zu den Mehrfamilienhäusern dazu, so kommen 58 Prozent zusammen. Bei der Wohnfläche kommen 35 Prozent, mit den Nebenkategorien 54 Prozent zusammen und stellen somit eine Mehrheit dar.

Anteil Wohneinheiten / Anteil Wohnfläche: MMST Architekten

Fazit

Das Mehrfamilienhaus, als die zweitbeliebteste Bauart nach dem Einfamilienhaus, definiert sich durch mindestens drei abgeschlossene Wohneinheiten auf einem Grundstück. Die Merkmale und der optimale Grundriss sind dabei äußerst vielfältig und individuell gestaltbar. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise der Anzahl der Wohneinheiten, ihrer Verteilung, der Nutzung, der Zielgruppe und mehr. Die verschiedenen Gebäudetypologien und Wohnungstypen ermöglichen eine äußerst flexible Umsetzung. Zudem nehmen Mehrfamilienhäuser in Deutschland einen bedeutenden Anteil an Wohneinheiten ein und werden in unterschiedlichen Formen und Größen realisiert. Der optimale Grundriss ist somit stark von individuellen Bedingungen und persönlichen Präferenzen geprägt. Dabei gewinnen auch Aspekte wie Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung.

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